Frühjahr 2016 – nach einer langen Kälteperiode können die Bienenvölker das erste Mal gründlich durchgesehen werden. Doch was ist im Volk 6 los? Schon beim Öffnen fällt auf, dass kaum Bienen in der oberen Zarge sind. Die untere Zarge hat auch nur 4 besetzte Wabengassen. Letztes Jahr war dieses Volk noch richtig stark und ganz sanftmüftig.
Brut ist auf zwei Waben der unteren Zarge vorhanden aber das Bild ist aufgelockert und besteht praktisch nur aus buckelígen Brutzellen, ähnlich der Drohnenbrut. Auch ist das Volk laut und will sich gar nicht beruhigen. Dieses Volk ist wohl buckelbrütig und in Ermangelung einer Königin haben Arbeiterinnen das Eierlegen übernommen. Afterweiseln oder Drohnmütterchen werden diese auch genannt. Eine neue Königin zuzusetzen macht keinen Sinn. Sie würde von den Drohnenmüttcherchen abgestochen.
Schon vor einigen Wochen hatten wir ein anderes drohnbrütiges Volk aufgelöst und heute wollte ich etwas anderes ausprobieren.
Volk 6 wird in einiger Entfernung zur Seite gesetzt und an seiner Stelle stelle ich einen neuen Boden mit einer Leerzarge. In diese kommt ein Brutbrett aus einem anderen Volk. Die Brut weist alle Stadien von Stiften bis zur verdeckelten Brut auf. Damit ist genügend Brut da, aus der sich das Völkchen eine neue Königin ziehen kann. Es verbleiben die Bienen auf der Brutwabe, nachdem ich sicher bin, dass die Königin nicht dabei ist. Neben das Brutbrett eine Mittelwand und dahinter eine Futterwabe. Den Rest der Zarge fülle ich mit Leerwaben auf.
Jetzt zurück zum buckelbrütigen Volk und beherzt alle Bienen ins Gras gefegt. Gut 10 m vom Bienenstand entfernt findet das statt. Die flugfähigen Bienen fliegen jetzt an die alte Stelle zurück, wo die neue Beute mit dem Brutbrett steht – es ist praktisch ein Ableger.
Beim Abfegen der Waben des buckelbrütigen Volkes fallen zwei Nachschaffungszellen am unteren Rand einer der Brutwaben auf. Hätte sich das Volk vielleicht selbst geholfen und eine neue Königin herangezogen? Unwahrscheinlich. Die Drohnenmütterchen dominieren und die Auflösung des Volkes ist im Grunde unumgänglich.
Es gibt noch andere Methoden, das bruckelbrütige Volk zu heilen, indem es z.B. auf ein anderes Volk gestellt wird, getrennt durch eine Bienenflucht. Dabei sollen die Afterweiseln unter dem Pheromoneinfluss der anderen Stockmutter wieder zur normalen Arbeitsbiene werden. Andere Stimmen sagen, dass man unter Verdunstung von Alkohol eine neue Königin zusetzen kann. Der Alkohol soll den Pheromongeruch der Drohnenmütterchen binden. Alles das erscheint mir zu unsicher und so bleibt bei der Buckelbrütigkeit für uns eigentlich nur die drastische Maßnahme des Auflösens.
Mit der dargestellten Ablegermethode kann zumindest ein Teil der Bienen des buckelbrütigen Volkes gerettet werden, die sich sonst in einem anderen Volk einbetteln müssten.
Axel Höpner